Turmuhren (Raum 4)

Die Ende des 13. Jahrhunderts erfundene mechanische Räderuhr hatte als Türmeruhr zunächst die Aufgabe, dem Turmwächter den Ablauf der Stunden anzuzeigen, damit dieser die entsprechende Uhrzeit an einer Glocke anschlagen konnte. Ihre Errichtung finden wir in Italien: 1307 in Orvieto, 1336 in Mailand oder 1344 in Padua. Die ältesten noch erhaltenen finden wir in den Kathedralen von Salisbury 1386 und Wells 1392 in England. Sie hatten Gewichtsantrieb und Schlagwerk. Bald konnten sie auch mit einem Zifferblatt nach außen der Bevölkerung die Zeit anzeigen, als die Uhr noch kein Allgemeingut war.

Ab dem 14. Jahrhundert dienten diese Uhren mit ihren Schlagwerken auch in vielen Gemeinden zum Anzeigen des Öffnens und Schließens der Stadttore, Beginn und Ende der Marktzeiten sowie der Rats- und Gerichtssitzungen. Viele dieser Uhren hatten auch sehr aufwändige astronomische oder astrologische Indikationen sowie Figurenautomaten, auch Jacquemarts genannt. Beispiele: 1352 Straßburger Münster, 1356 das Nürnberger Männleinlaufen, die Ulmer Rathausuhr, der Berner Zeitglockenturm etc.

Turmuhr mit Spindelhemmung und Waagunruh (2011SUM3) ca. 1530

Die ersten hatten noch Waagbalken oder Spindelhemmungen und erst ab dem 17. Jahrhundert Pendel. Als Antrieb nahm man schwere Steine und später Gewichte an Seilen. Sie mussten entweder täglich, alle drei Tage oder später alle 8 Tage aufgezogen werden. Zunächst geschah dies mit Handrädern, später mit Kurbeln. Erst ab den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden Elektromotoren zum Aufziehen verwendet. Mit der Zeit wurden die Werke immer mehr verbessert und verkleinert oder sogar mit Synchronmotoren versehen. Heute haben diese Uhren meistens nur noch sekundengenaue Taktgeber oder werden funkferngesteuert.

Zollhausuhr (2007SUM126)
Translation / Traduction »